Jadebusen

 

Mit jeder Tide strömen ca. 450 Mill. Kubikmeter Wasser in den Jadebusen ein und aus. Der Tidenhub übersteigt teilweise 3,7 m und ist damit der höchste an der deutschen Küste. Als Ergebnis des hohen Tidenhubs sind bei Hochwasser sind ca. 166 qkm Fläche mit Wasser bedeckt und bei Niedrigwasser nur 44 qkm. Bis auf einen 2 km langen Geestkliff bei Dangast ist der Jadebusen von einem 55 km langen Deich umgeben.

Zur Freihaltung des Fahrwassers wurde ein 5 km langer Leitdamm erreichtet, der das Tidewasser in die Fahrrinne lenkt. Der Leitdamm erstreckt sich von der Schleuseninsel bis südlich vom Leuchtturm Arngast. Somit ist auch das Dangaster Außentief bereits bei Wilhelmshaven vom Vareler Fahrwasser (Vareler Tief) getrennt.

Der größte Teil des heutigen Jadebusens war ursprünglich Hochmoor. Wie der Dollart, die nordholländische Lauwerszee und das Ijsselmeer gehört der Jadebusen zu den Buchten, die im Mittelalter durch Sturmfluten einbrachen. Er entstand durch die Julianenflut von 1164, die Clemensflut von 1334 sowie die verheerenden Marcellusflut (grote Manndränke) von 1362. 12 kleine Dörfer vielen den Sturmfluten zum Opfer und Butjadingen wurde teilweise zur Insel. Durch die Sturmfluten von 1509 sowie 1511 nahm der Jadebusen noch größere Ausmaße an. Sein Flaschenformumriss läßt die Kraft des Meeres deutlich erkennen. Der nördliche Teil, wo das Meer in junges Groden- oder Polderland eingedrungen war, ist schmal und tief. Besonders viel Landfläche ging landeinwärts in niedrig gelegenen Sietlandgebieten verloren. Das Wasser bahnte sich den Weg bis zum Geestrand wie z. B. Dangast vor. Auch Bereiche des südlichen Jadebusens bei Diekmannshausen wurden später wieder eingedeicht.

In dieser Epoche entstanden Häfen im Bereich des heutigen Neustadtgödens und Friedeburg. Erst mit der Eindeichung am Ellenser Damm wurde das sogenannte Schwarze Brack als Teil des Jadebusens zurückgewonnen. Vogt Arend Stindt von Zwischenahn gelang es 1615 das Schwarze Brack zu schließen und dadurch den Ellenser Damm zu vollenden. In die verbliebene Deichlücke wurden vier Senkstücke manövriert (sh. rote Markierung). Anschließend wurde der Deich in einem spannenden Wettlauf gegen die ansteigende Flut aufgeschüttet. Nach und nach wurden weitere fruchtbare Marschgebiete eingedeicht. Mit dem Cäciliengroßen (1844), dem Idagroden (1880) und dem Petersgroden (1852) wurde die heutige Küstenlinie erreicht. Je jünger die Marschgebiete sind, desto höher liegen sie. Am Friedeburger Tief liegen die Flächen 1,3 m unter NN während sie in Petersgroden 2,25 m über NN liegen. Diese sogenannte Poldertreppen entstand durch Meeresablagerung, die durch den Anstieg des Meeresspiegels immer höher wurden. Die Entwässerung wird durch den Anstieg erschert, da das Wasser hochgepumpt werden muss. Die Entwässerungsaufgaben wurden in früheren Zeiten den Wasserschöpfmühlen übertragen. Diese Aufgaben werden heute von Sielen mit leistungsfähigen Schöpfwerken übernommen. Das gesamte Schwarze Brack wird heute durch das Dangaster Siel entwässert. Zwischen dem Dangaster Siel und dem Petershörner Siel wurde ein Speicherpolder angelegt. Bei hohen Außenwasserständen wird hier das Binnenwasser gespeichert um bei niedrigeren Wasserständen ohne großen Aufwand in den Jadebusen abfließen zu können.

Auf Grund des Reichskriegshafengesetzes von 1883 durften keine weiteren Eindeichungen mehr vorgenommen werden, damit das Fahrwasser vor Wilhelmshaven durch den ständigen Wasseraustausch im Jadebusen auf natürliche Weise tief gehalten werden konnte. Z. Z. profitiert davon der Ölhafen und in Zukunft soll der JadeWeser-Port seinen Nutzen daraus ziehen.

Der Wilhelmshavener Südstrand mit der Flaniermeile ist der einzige Südstrand an der Deutschen Nordseeküste. Die Strandpromenade befindet sich auf dem Deich zwischen Jadebusen und Binnenhafen. Am Helgolandkai legen die Fähren nach Helgoland und Eckwarderhörne an. Jadebusenrundfahrten werden ebenfalls während der Saison täglich angeboten.

Arngast ist eine ursprüngliche Insel im Jadebusen ("Kirchspiel Arngast"). Durch eine Sturmflut im Jahre 1904 kam es zum Untergang der Insel Arngast. Die Insel soll, wenn auch unbewohnt und zeitweise überspült, weiterhin existiert haben. 1909/1910 enstand dieser Leuchtturm an der Stelle der ursprünglichen Insel Arngast. Er weist als Leitfeuer und Quermarkenfeuer die Schiffe den Weg durch den Jadebusen und nach Wilhelmshaven. Der Turmschaft besteht aus Eisenteilen. Turmschaft, Unterbau und Turmsockel stehen auf 112 Holzpfählen von 7,6 m Länge, die zum Schutz vor Bohrmuschelbefall mit Tonrohren ummantelt sind. Seine Feuerhöhe liegt bei 36 m. 1966 wurde das Leuchtfeuer an das Stromnetz angeschlossen und 1968 automatisiert. Damit verließen die letzten Leuchtturmwärter Arngast. Empfehlenswert ist eine Fahrt mit der Etta von Dangast und Anton Tapken rund um den Leuchtturm Arngast. Abfahrt ist am Dangaster Hafen.

Eine Wattwanderung zum Leuchtturm Arngast über das früher bewohnte Land ist ein besonderes Erlebnis. Die Tour dauert ca. 7 Stunden hin und zurück. Es ist eine der anspruchvollsten Führungen an der gesamten Wattenmeerküste. Der Watteinstieg liegt beim Salzwiesenlehrpfad zwischen Dangast und Varelerhafen. Das Watt besteht infolge fehlender Strömung aus vielen Feinsedimenten und ist somit schwer zu durchwaten. Wer aber die ersten 150m gut bewältigt, wird auch den Rest schaffen. Unerlässlich sind gut und fest sitzende Fußbekleidung, Turnschuh mit Socken (am besten Surf- oder Tauchschuh) um Schnittverletzungen durch Muscheln vorzubeugen. In Bereichen mit mehr Strömung wird das Laufen dann leichter und man findet interessante Dinge am Boden. Interessant sind die Reste der Baumwurzeln der ehemaligen Geestinsel Arngast, die immer noch im Watt gut zu sehen sind. Erstaunlich ist auch die mächtige Torfschicht im ehemaligen Arngaster Moor, die sich nur wenige cm unter dem Schlick befindet. Bei einer Pause am Leuchtturm geniest man die Weite und Stille des Wattenmeeres auf einer Buhne. Der Leuchtturm ist verschlossen, er wird von Land betrieben. Bei Niedrigwasser wird der Rückweg über eine andere Route angetreten, wo es auch noch einiges Besonderes zu sehen gibt.

Mit den Fahrgastschiffen Etta von Dangast und Jadekurier kann der Jadebusen per Schiff erkundet werden. Verschiedene Touren wie Rund um den Leuchtturm Arngast oder Fahrt zu den Seekundbänken werden angeboten. Während der Saison verkehrt 2 mal täglich eine Personenfähre zwischen Eckwarderhörne (Butjadingen) und Wilhelmshaven. Es werden Personen und Fahrräder mitgenommen. Kapitän Anton Tapken hat eine Menge zu erzählen, wenn er mit der Etta von Dangast seine Gäste um den Arngast - Leuchtturm, nach Wilhelmshaven und zu den Seehundbänken schippert. Dass Dangast auf einem Geestrücken liegt und somit keinen Deich benötigt, es schon sehr lange ein Küstenbadeort ist, dass das alte Kurhaus und das Badehaus (Klause) seit Generationen in Besitz der Tapkens ist, dass das Dangastquellbad das gesündeste Badewasser in Nordwestdeutschland hat sind einige seiner Informationen.

Als Tagestour ist eine Radwanderung rund um den Jadebusen empfehlenswert. Im Süden und Westen verläuft die Strecke auf für Autos gesperrten Straßen. Streckenabschnitte der Northsea-Cycle Route und der Tour de Fries führen um den Jadebusen. In Dangast lohnt sich ein Besuch im Nationalpark-Haus (Zum Jadebusen 179, Tel. 04451 7057). Es versteht sich u. a. als ein außerschulischer Lernort für die praktische Ausbildung im Bereich Natur, Heimatkunde und Küstenschutz für Schüler vom 1. bis zum 13. Schuljahr.

Ein Naturschutzgebiet besonderer Art ist das Sehestedter Außendeichsmoor am östlichen Jadebusen.Es ist das einzige Außendeichsmoor der Erde. Dieser Rest des abbrechenden Hochmoores schwimmt auf, wenn Sturmfluten 3,25 m über NN erreichen. Es wird dann unter dem schwimmenden Moor Schlick abgelagert. Um 1725 wurde die 7 km lange Deichlücke am Jadebusen zwischen Schweiburg und Seefeld geschlossen. Zum großen Teil führt die Deichstrecke durch ein kultiviertes Hochmoorgebiet. Das heutige Sehestedter Außendeichsmoor ist das Reststück eines ehemals 135 ha großen Hochmoores, das ausgedeicht wurde und somit sich heute außendeichs befindet.

Über Salzwiesenlehrpfade in Cäciliengroden, Nordendergrode (zwischen Dangast und Varelerhafen) dürfen die Salzwiesen der Zone I des Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer bis an die Wassergrenze betreten werden. Der größte Teil des Jadebusens gehört zur Zone I (Ruhezone). Wilhemshaven und Dangast liegen in der Zone II (Zwischenzone). Die Zwischenzone ist gegenüber der Ruhezone nicht so streng geschützt. Alle Handlungen, die den Charakter des Wattenraumes einschließlich der Inseln verändern, sind hier verboten, vor allem diejenigen, die das Landschaftsbild oder den Naturgenuß beeinträchtigen. Der Salzwiesenerlebnispfad in Sehestedt am schwimmenden Moor ist ein ca. 3 km langer Pfad mit vielen informativen Text- und Bildtafeln zur Erklärung der Natur und Geschichte um das Sehestedter Außendeichsmoor. Der größte Teil des Pfades ist auch rollstuhltauglich. Durch den Schutz des Jadebusens haben sich seeseits der Deiche bis auf wenige Streckenabschnitte breite Salzwiesengürtel entwickelt. Ca. 40 % des Deichvorlandes wird durch Beweidung landwirtschaftlich bewirtschaftet.

Erst vor ca. 80 Millionen Jahren ereigneten sich für die Salzstockbildung entscheidende Vorgänge. Weltweite Erdmassenbewegungen (Tektonik) ließen sowohl in den Deckgebirgen als auch in den Untergründen Schwächezonen entstehen, in die sich das "fließende" Salz hineindrücken konnte. Die Deckgebirgsschichten wurden in den Schwächezonen somit von den Salzen zur Seite gedrängt. Durch den andauernden Nachschub der fließenden Salze verringerte sich die Salzstärke in dem Maße wie er in dem entstehenden Salzstock anstieg.

In Extremfällen führten die gewaltigen Fließvorgänge dazu, daß der Etzeler oder Arngaster Salzstock eine Mächtigkeit von ungefähr 4000 Meter hat. Die Salzschicht in 10 Kilometer Entfernung kann durch diese Vorgänge auf eine Dicke von 100 Meter, oder ganz verschwunden sein.


Iststadium eines Salzstocks bei Etzel, Sande und Arngast (Leuchtturm im Jadebusen


nach: Jaritz 1973; die Aufragungen des Zechsteinsalzes im Untergrund Ostfrieslands

Der Skulpturenpfad rund um den Jadebusen
Von Mariensiel bis Dangast: Die Sieben Tage der Schöpfung
Von Varelerhafen nach Eckwarderhörne: Sintflut
Moderator und Initiator des Projektes "Kunst am Deich - Der Skulpturenpfad rund um den Jadebusen" ist Frank Klimmeck.

Das Kultcafé des Nordwestens ist das alte Kurhaus in Dangast. Karl-August Tapkens Kurhaus ist regelmäßig "rammeldickevoll". Es gibt keine Hektik und es herrscht ein freundliches Miteinanderumgehen und Toleranz. Das Alter spielt auf diesem Flecken Erde keine Rolle. Familien mit Kindern, Punks mit Hunden, Damen und Herren, uralte Jünglinge und jugendliche Omas sitzen nebeneinander an den langen Tischen des Saals und essen Rhabarber-Kuchen. Im Kurhaussaal sind Werke verschiedenster Maler zu bestaunen. Durch Karl-August Tapken wird die Kulturarbeit in der Region stark mitgeprägt. Häufig wird jungen auch unbekannten Künstlern eine Ausstellung im Alten Kurhaus ermöglicht. Bekannte und weniger bekannte Künstler wie Joseph Beuys, Anatol Herzfeld, Franz Radziwill, Willy Hinck, Eckart Grenzer, Butjatha und viele andere gingen bzw. gehen im alten Kurhaus ein und aus. Dies ist an den Hinterlassenschaften im Haus und am Strand deutlich zu erkennen.

 
links: Geestkante am Kurhaus in Dangast - Walter der Wal; links: Kutter in der Dangaster Fahrrinne

 

 
links: Watt - Fahrrinne mit Priel bei Dangast; rechts: Leitdamm im Jadebusen





Kaiser-Wilhelm-Brücke, Wilhelmshaven, Drehbrücke

Nassau-Brücke, Wilhelmshaven

an der Nassaubrücke

Ems-Jade-Kanal in Wilhelmshaven

Wihelmshaven, Jadebusen und Banter See


Helgoland Cat

Reusenfischer am Ölhafendamm, WHV


Blick auf den Jadebusen von der Geestkante am alten Kurhaus in Dangast

Hafen Dangast

Die Jade - von Anatol Herzfeld

Wattgolfen in Watt vor Dangast

Leuchtturm Arngast

geordnete Jadebusen-Deichschafe

Schöpfwerk mit anliegendem Rückstaupolder

Etta von Dangast in der Nähe
des Leuchtturms Arngast

 
Anleger am Ölhafendamm, Wilhelmshaven;


 
Torfschicht im Gebiet des ehemaligen Arngaster Moor

riesige Baumwurzeln
in der ehemaligen Arngaster Geest


schwimmendes Moor bei Sehestedt