Wattwanderung zu den ostfriesischen Inseln

durch den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Priele bei Niedrigwasser im Wattenmeer
Priele bei Niedrigwasser im Wattenmeer
Bildquelle: Broschüre, Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Wattwanderungen nach Wangerooge und Juist sind verboten. Zu Borkum besteht keine Wattwanderverbindung. Zu den anderen Inseln - insbesondere Baltrum - werden regelmäßig geführte Wattwanderungen mit erfahrenen Wattführern angeboten. Auf dieser Seite finden Sie sämtliche Informationen zu Wattwanderungen zu den ostfriesischen Inseln.

Inhalt

Wattwanderung nach Norderney
  • Entfernung: ca. 7km
  • Start am Hafen in Neßmersiel
  • recht fester Wattboden mit einigen Schlickfeldern
  • Durchquerung mehrerer Priele und des Wattfahrwassers
  • Ankunft südlich der Möwendüne
  • es folgt eine 3 - 4 km lange Strecke durch die Salzwiesen zum Busparkplatz (dieser liegt ca. 2 km vor dem Leuchtturm)
  • zur Stadt und zum Hafen sind es insgesamt ca. 10 km Wegstrecke auf Norderney, davon können ca. 6 km mit dem Bus zurückgelegt werden.
  • Fähre nach Norddeich
  • Transfer von Norddeich nach Neßmersiel muß vorher geklärt werden.
  • Zu den Wattführern
Wattwanderung nach Baltrum
  • Entfernung ca. 6km
  • Start am Hafen in Neßmersiel
  • durch Salzwiesenlehrpfad in das Watt
  • Wattstrecke gut begehbar
  • Durchquerung mehrerer Priele und des Wattfahrwassers
  • Ankunft am Hafen von Baltrum
  • Fähre nach Neßmersiel
  • Fähre fährt an einer Seehundbank vorbei zum Ausgangspunkt Neßmersiel
  • Zu den Wattführern
Wattwanderung nach Langeoog
  • Entfernung ca. 10 km
  • Start am Strand von Neuharlingersiel
  • Wattboden mit einigen starken Schlickfeldern. Es ist die schwerste der beschriebenen Wanderungen. Die Wanderung ist nur für sportliche und erfahrene Wattwanderer geeignet.
  • die Wanderung beginnt mit der Durchquerung eines ausgedehnten Schlickfeldes von 2-3 km Länge
  • Durchquerung mehrerer Priele und 3 Wattfahrwasserwege
  • Ankunft östlich der Meierei
  • statt die 10 km zum Ort zu laufen, kann auch eine Pferdekutsche genommen werden.
  • Vom Ort mit der Inselbahn zur Fähre
  • Fähre nach Bensersiel
  • Transfer von Bensersiel nach Neuharlingersiel muss vorher geklärt werden
  • Zu den Wattführern
Wattwanderung nach Spiekeroog
  • Entfernung ca. 10 km
  • Start am Strand von Harlesiel
  • recht fester Wattboden mit einigen Schlickfeldern
  • Durchquerung mehrerer Priele und des Wattfahrwassers
  • Ankunft südlich der Herrmann-Lietz-Schule
  • 3,5 km bis zum Ort
  • vom ortsnahen Hafen geht die Fähre nach Neuharlingersiel
  • Transfer von Neuharlingersiel nach Harlesiel muß vorher geklärt werden.
  • Fotos
  • Zu den Wattführern
Wattwanderung nach Minsener Oog
  • Entfernung ca 7 km
  • Strecken muss hin und zurück gelaufen werden, da es keine Fähre gibt
  • fester Wattboden, kaum Schlickfelder
  • Wattfahrrinne ist zu durchqueren
  • Die Insel ist unbewohnt und Vogelschutzgebiet. Sie darf daher nur sehr eingeschränkt betreten werden.
  • Zu den Wattführern
Wattwanderung nach Arngast
  • Entfernung ca. 5 km bis zum Leuchtturm Arngast/li>
  • Strecken muss hin und zurück gelaufen werden
  • Ankunft beim Leuchtturm Arngast
  • Leuchtturm ist nicht geöffnet
  • Wattboden mit einigen starken Schlickfeldern. Es ist die schwerste der beschriebenen Wanderungen.
  • Zu den Wattführern

Ausrüstung für eine Wattwanderung

  • kurze Hose
  • engansitzende Stoffturnschuhe mit Socken. Sie sitzen auch im weichen Misch- und Schlickwatt fest am Fuß und schützen vor scharfen Muschelkanten.
  • Stiefel sind nur im festen Sandwatt geeignet. Es besteht die Gefahr, dass sie im Schlick stecken bleiben.
  • Sonnen- und Regenschutz; evt. auch warme Kleidung, da es im Watt auch im Sommer empfindlich kalt werden kann.
  • Getränk bei Hitze und längerer Wattwanderung
  • Kleidung für den Inselauffenthalt
  • Handtuch und Tüte für nasse Kleidungsstücke
  • Fernglas
  • Handy und Kompass für Einzelwattwanderer

Literatur

Wattführer

Gerke Ennen
Hanne & Hans Ortelt
Günther Oldendorf
Johann Behrends
Ralf und Frank Hensel, Axel Wenten und Gunnar Brase

Bei Nacht und Nebel durch das Wangerooger Watt (19.4.1976) aus: Wattläufer e. V.

Nachahmung nicht zu empfehlen!

Christian Eisbein

"Nachtwanderungen durch das Watt sind wegen ihres besonderen Reizes nichts seltenes mehr, und Wattwanderungen bei Nebel ergeben sich wetterbedingt oft und urplötzlich. Man muß immer damit rechnen und sich zu helfen wissen. Eine Wattwanderung bei Nacht und Nebel gleichzeitig ohne eingehende Vorbereitung und Absicherung ist eine Sache, die man besser vermeiden sollte.

Eine kleine Gruppe erfahrener Wattläufer waren am frühen Morgen nach Wangerooge gegangen. Der Nebel ließ die zur Orientierung erforderlichen Sichtweiten noch zu so daß der Kompaß nicht mehr benötigt wurde, als man das Prielsystem erreicht hatte.Eine Westumgehung der tiefgründigen Muschelbänke bot keine Schwierigkeiten, da diese hier in den letzten Jahren weit zurückgewichen sind. Fester Sand ist dort geblieben, wo man einst auf weite Strecken hin bis über die Knie in weichen Schlick einsank und sich die Schienbeine an den Muschelschalensplittern zerschnitt.

Die Insel erreicht und angefüllt mit vielen Tassen Tee starteten wir rechtzeitig am Abend zum Heimweg. Der Nebel ist noch dichter geworden als am Tage. Immer wieder muß der Kurs korrigiert werden. Ein paar wegen anfänglich zu großer Gleichgültigkeit unterlassener Korrekturen entstanden Umwege über östlich gelegene Schlickfelder und westliche Sände wurden noch mit Vergnügen als zusätzliches Konditionstraining hingenommen. Auch wurden interessante Neukenntnisse dabei gewonnen. Um trockene Füße zu behalten, mußten manch weiterer Umweg gemacht werden. damit es nicht oben in die Stiefel lief.

Nach dem Durchqueren des südlichsten der durchgehenden Priele wurde es schnell so dunkel, daß der Kompaß nicht mehr zu erkennen war. Dreieinhalb Kilometer "Schlickwüste" ohne Anhaltspunkt, - keine Lichter in der Ferne, kein Stern am Himmel - zuletzt war nicht einmal mehr zu erkennen, wohin die Füße traten!

Ein genaues Einhalten der Südsüdwestrichtung auf längere Strecken erwies sich als unmöglich, da jeder Schritt ertastet werden mußte und wir uns manchmal gegenseitig Hilfe leisten mußten in dem unwegsamen, manchmal tiefdurchfurchten, mal weich grundlosen, mal harten, mal wasserbestandenem Gebiet, in das wir hineingeraten waren.

Laufend mußte der Kurs überprüft werden. Gegen den Himmel sahen wir die Nadel in dem Kompaß, der oben und unten -glücklicherweise- eine Glasscheibe hatte. Stand sie quer zur Marschrichtung, waren wir wieder falsch. Doch wo lag nun Norden? Wo Süden? Links oder rechts? Mit dem Taschentuch in der Hand ließen wir uns vom Wind führen. Manchmal war es so windstill, manchmal lenkte der Nachbar den schwachen Wind ab.

Je näher wir der unsichtbaren Küste kamen, desto mehr Überraschungen bot der unsichtbare Weg unseren Füßen. Zerklüftet von Rinnsalen, mal hart, mal ganz weich - bis zu den Knien- und beinbrecherisch wurde es wider Erwarten gar auf dem Deichvorland, welches von metertiefen Gräben durchzogen war, die weich und schlickig auf der Sohle waren und so geraden Kanten hatten, daß wir uns gegenseitig heraushelfen mußten. Endlich war der Deich erreicht.

Ohne so umfassende Kenntnisse und Erfahrungen, ohne solch zuverlässige Kondition, Selbstsicherheit und gegenseitiges Vertrauen hätten nun mit Sicherheit drei Arbeitsplätze für die vielen Suchenden offen gestanden.

Wir meinten, zur Übung müßten wir etwas derartiges bald einmal wieder tun. Wir müßten ja noch sehr viel lernen. Wir lieben die Gefahr, wenn wir sicher sind, sie zu bewältigen. Leichtsinnig sind wir nicht. Doch einer von uns dreien kam einige Jahre später durch seinen Leichtsinn ums Leben."

"Christian Eisbein ist Wahl-Ostfriese. Der gebürtige Haller kam 1935 mit dem Fahrrad nach Ostfriesland - und entdeckte seine Liebe zu diesem Landstrich. Nach Krieg und Gefangenschaft kehrte er hierher zurück, arbeitete als Landwirt, als Postbote, als Bildhauer und schließlich als Wattführer. " aus natur 10/87