Startseite Vier Jahrhunderte jüdische Geschichte in Oldersum
1606 bis 1940
Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Oldersum
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1631 bis 1744
Juden in der "Emdischen Herrlichkeit Oldersum"

1631 erwarb die Stadt Emden die hochverschuldete Herrlichkeit Oldersum. Damit unterstehen die Oldersumer Juden jetzt direkt der nach Autonomie strebenden Emder Verwaltung, die sich seit Jahren im Konflikt mit den Landesherrn, den Grafen von Ostfriesland befindet. Anfang des 17. Jahrhundert hat die Stadt gegen den Willen der Landesherrn die Ausstellung von Schutzbriefen für Juden übernommen, zeitweilig zahlten die Emder Juden Schutzgeld an die Stadt und an das Grafenhaus.

1636 sind Nathan Joede Hurrman, arm und blind sowie Moeses Joede Hurrman, 1638 Moses und Nadan in einer Liste für Schutzgeldzahlungen verzeichnet; sie zahlen aber, vermutlich aufgrund ihrer Armut, nichts. 1649 sind genannt: Moses die Jude, Schlachter, Arendt die Jude, Schlachter, Natan die Jude, Arbeitsmann. Hier werden erstmalig die Berufe der Juden genannt: Schlachter und Arbeitsmann. Durch strenge Auflagen der Landesherrn und des örtlichen Adels sowie aufgrund der Abschottung der Zünfte blieb den Juden mit Ausnahme ihres rituellen Handwerks, also dem koscheren Schlachten und Backen, nur der Handel, in Ostfriesland insbesondere der Viehhandel, als berufliches Betätigungsfeld übrig.

Im Kirchenbuch Oldersum wird am 20.11.1664 Simpson Moses, Joode als Vater der außerehelich geborenen Tochter Tryne der Anna Udden genannt. Dieser Hinweis belegt u.a., daß es auch Beziehungen, in diesem Falle eine Liebesbeziehung, zwischen christlichen und jüdischen Oldersumern gab.

Am 23.06.1665 erlaubt der Magistrat der Stadt Emden dem Juden Moses sich vor den Toren der Stadt in der Herrlichkeit Oldersum niederzulassen, dieser Hinweis unterstützt die vorher genannte These bezüglich der Herkunft der Oldersumer Juden. In einem Schatzungsregister werden neben Moyses Jude Erben Salomon Moises und Jacob Jude genannt.

Zwischen 1667 und 1740 werden in diversen Registern weitere Juden bzw. jüdische Familien genannt, in der Regel zwei Nennungen, also zwei Familien. Angaben über die Berufe erfolgen nicht. Als Schutzgeld werden i.d.R. 7 Gulden "empfangen", manchmal aufgrund von "Verarmung" weniger oder gar nichts. Das die Oldersumer Juden zu dieser Zeit "sehr arm" waren, geht auch aus den Schatzungsregistern hervor. Die Lage der Häuser ist nicht genau festzustellen. Aus den Nummern der angegebenen "Rottīs" (Steuerbezirke) läßt sich aber vermuten, daß die jüdischen Familien sowohl im alten Ortskern (vermutlich Kirchstraße) wie auch in der Neustadt bzw. Hinter der Bleiche gewohnt haben.

Im Mai 1744 stirbt der letzte Fürst aus dem ostfriesischen Hause Cirksena -
Ostfriesland wird preussisch.

  
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