Zu Zeiten der Landnahme Ostfrieslands waren die besiedelbaren Randgebiete der Geest nur sehr schmal. Hier bildeten sich die Geestdörfer um 1200 n. Chr. Oft reichten die Hochmoore bis an den Marschrand. In die Marsch vorstoßende Geestkeile boten relativ günstige Siedlungsgebiete, die dann zwischen Moor und Marsch lagen.

Am Beispiel Arle, das mit einen ca. 1 km langen Geestkeil in die Marsch hineinragt, ist dies zu verdeutlichen. Die ältesten Höfe umringen die zentral gelegene Kirche in einem Halbkreis. Es folgt das alte Ackerland (Gaste) in westlicher und östlicher Richtung, das bis 3,7 m NN sich erhebt. In der Regel bildeten Kirche und Gasthof den Mittelpunkt des Dorfes, die in der Regel am Thee, dem Marktplatz lagen. Auf dem Thee wurde morgens und abends das Vieh gesammelt. Diese Orte gehören in der Regel zu der Siedlungsform Haufendorf.



Die Gaste waren im Besitz der alten Bauernhöfe. Zum Schutz der Gasten (Ackerland) vor weidendem Vieh, erhielten sie Wallhecken (Knicks) und Außengräben. Es wurde fast ausschließlich Roggen angebaut, der mit Plaggen (Plaggenwirtschaft) gedüngt wurde. Die Gras- und Heidesoden (Plaggen) aus den Heide- und Moorgebieten wurden vorher als Vieheinstreu genutzt. Somit konnten sie als Dünger verwendet werden. Die ständige Wiederholung des Plaggenschlags führte zur Verarmung der Heideflächen und somit zu endlosen baumfreien Landschaften.

Im Marschland (Meeden)wurde Heu geerntet und es diente als Weidegebiet. Das Marschland , die Heideflächen (Plaggenstich), die Tiefs (Transportweg) sowie die Hochmoorflächen (Torfgewinnung) waren ürsprünglich Gemeinschaftseigentum (Allmende).

Im Mittelalter kam es zu Veränderungen in der Siedlungsstruktur. Zu den ursprünglichen Höfen (Herde) deren Besitzer "Hausmänner" genannt wurden kamen die sogenannten Warfsmänner hinzu. Diese Warfsmänner (Warfhöfe) waren nicht am Allgemeinbesitz der Genossenschaft beteiligt. Sie konnten vom Gemeinbesitz (Allmende) eine Hausstelle mit etwas Land erhalten. Neben der Bewirtschaftung mußten die Warfsmänner sich als Schäfer, Hirte oder Handwerker verdingen um genügend Auskommen zu haben.

In Arle kann eine Zweiteilung des Ortes vorgenommen werden. Nördlich der Kirche befinden sich die 8 alten Herdhöfe. Südlich liegen die neueren Warfen. Ein für Ostfriesland typisches Gastendorf hatten um den Kirchhügel herum zwischen 7 und 10 Herdhöfe (Hausmänner)

Ab dem 19. Jh. wurden die Pferde- und Rinderweiden immer mehr in die Marsch verlegt. Schafherden wurden in Heidegebieten gehalten. Es folgte die Veränderung der Besitzverteilung. Der Gemeinbesitz wurde an die Bauern aufgeteilt. Sie kultivierten den ehemaligen Gemeinbesitz und es entstand Acker- und Grünland.

Geestdörfer, in denen die ursprüngliche Siedlungsform noch zu erkennen ist, sind Arle, Bühren bei Remels, Hollen bei Leer sowie Strackholt.

Weitere Infos zu Arle in der Dissertation
Dorfschule im 19. Jahrhundert : Arle in Ostfriesland / Brigitte Müller. - Oldenburg : Bibliotheks- und Informationssystem der Univ., 1994. - 196 S. - (Regionale Schulgeschichte ; 5) - Zugl.: Oldenburg, Univ., Diss., 1993