Wallhecken bzw. Knicks

Wenn Sie in Geestrandorten eine Wanderung oder eine Radtour unternehmen, fallen mit Sicherheit die Wallhecken bzw. Knicks an den Ortsrändern auf. Diese mit Strauchwerk und Bäumen bestandenen Sandwälle sind im Laufe der Jahrhunderte, in Folge der Flächenbewirtschaftung, entstanden.

 


Wallheckenlandschaft im Münsterland (Etzel)

Vor dem Hintergrund einer dichter werdenden Besiedlung, die die nutzbaren Ackerflächen auf den Geestrücken knapper werden ließ, mußte auf die Ortsrandflächen ausgewichen werden. Durch das Urbarmachungsedit Ende des 18 Jhdt. und des 19 Jhdt. wurde die Markenteilung durchgeführt. Diese in Gemeinschaften beweideten Flächen (Allmende) wurden parzelliert und an die Altbauern aufgeteilt.


Anlage von Knicks 1767

Sie mußten nach der Urbarmachung mit Wallhecken eingefriedet werden. Sie dienen einerseits als Grenze, zum anderen schützen sie eine Fläche vor Vertritt durch fremdes Vieh und vor Erosion. Darauf konnte in tiefer gelegenen Geestgebieten, in denen wassergefüllte Gräben als Abgrenzung dienten, verzichtet werden.

Durch das Roden des Strauch- und Baumwurzelwerkes, das Absammeln der Findlinge und das Ausheben eines innenseitigen Entwässerungsgrabens fielen Mengen von Materialien an, die einfach an der Parzellengrenze aufgehäuft wurde. Schnell stellte sich, mit oder ohne Bepflanzung, ein Bewuchs der Wälle ein.

Die positiven Effekte dieser Wälle sind überraschend vielfältig:

Eingrenzung des Eigentums,
Abgrenzung gegen das weidende Vieh,
Nutzung des Buschholzes für Flechtwände,
Nutzung der ausgewachsenen Bäume als Bauholz
und des Abfallholzes als Brennmaterial.

 

Mit der Einführung des Katasterwesens und des Stacheldrahtes, sowie der Möglichkeit der Einfuhr von billigen Baumaterialien, verringerte sich die Bedeutung der Wallhecken. Im Zuge der modernen, großräumigen Landwirtschaft werden die Wälle von vielen Betrieben als Hindernisse angesehen.

Mittlerweile stehen die Wallhecken unter einem strengen Schutz und sind für viele Tier- und Pflanzenarten ein letztes Rückzugsgebiet.

© Hartwig Conrads, Etzel